Einmal im Jahr lädt der Verein seine Mitglieder zu einem Besuch einer anderen Esslinger Kultureinrichtung ein. Das machte auch diesmal neugierig, denn Wolfgang Clauß konnte ein bis auf den letzten Platz besetztes Haus begrüßen, als er in Entenmanns Keller – seit einem Jahr am Rathausplatz – die Idee „Kultur im Keller“ und das aufs Schönste renovierte 800 Jahre alte Gewölbe vorstellte. Hier finden Konzerte von Jazz bis Klassik, Lesungen u. v. a. statt.
Bei dieser, vom Verein organisierten Veranstaltung gab’s einen „Wiener Liederabend“ mit kleinen leiblichen Genüssen. Bernd Daferner stellte mit dem Duo Hiby/Polacek keine Unbekannten vor. Gerhard Polacek, in Wien aufgewachsen, ist als Schauspieler, Regisseur und Sänger seit über 30 Jahren in Esslingen aktiv und Reiner Hiby, Opernsänger und Pianist, wirkt seit über einem Vierteljahrhundert auch in diesem Duo mit. Wer Polacek kennt, hatte gewiss nicht „Wien, Wien nur Du allein“ erwartet, sondern diesen Abend, an dem singend und musizierend, plaudernd und rezitierend zwischen den Höhen und Tiefen der Wiener Seele geschwankt wurde.
Und wenn nach Polaceks „Herr Kapellmeister, bitte“ Hiby in die Tasten griff, war’s, als wenn sich der Stephansdom nach Esslingen verneigte. Eingestreute Geschichten zeigten z. B., wie leicht es für einen Amerikaner ist, eine ganze Trambahnbesatzung durcheinander zu bringen, wenn man fragt, wo man wieder aussteigen muss. Dem Publikum gefiel’s und es ging nach langem Applaus mit dem Gefühl nach Hause, dass nicht jeder Österreicher eine Reblaus sein will und Wiener zu sein ein schweres, aber schönes Schicksal ist.