Vereinsgeschichte

10 Jahre Jubiläum – Die WLB muss bleiben

Die WLB muss bleiben

Die WLB muss bleiben

Die Liebe zu ihrem Theater lässt sie nicht mehr los
Seit zehn Jahren engagiert sich der Verein der Freunde der WLB auf vielfältige Weise

Noch immer denken viele Theater-Fans mit Grausen an den Herbst 1998: Wochenlang war die Württembergische Landesbühne Esslingen von der Schließung bedroht – dem beherzten Schulterschluss von Theater, Publikum und Politik war es zu verdanken, dass am Bestand der WLB doch nicht gerüttelt wurde. Viele von denen, die damals für die Landesbühne kämpften, engagieren sich nun im Verein der Freunde der WLB.

Es war ein heißer Herbst fürs Esslinger Theater – vor gut zehn Jahren, als der damalige Kultur-Staatssekretär Christoph Palmer anklingen ließ, das Land denke über die Schließung einer Landesbühne nach. Womit Palmer nicht gerechnet hatte, war der geharnischte Widerspruch, der sich postwendend in der einstigen Reichsstadt regte: ­Theater-Enthusiasten um den Filmemacher Bernd Daferner gründeten eine Bürgerinitiative, die sich derart nachdrücklich zu Wort meldete, dass den Mitgliedern der vom Land einberufenen Kunst-Strukturkommission die Ohren geklingelt haben mögen: Binnen kurzer Zeit wurden mehr als 24 000 Unterschriften gesammelt, rund 800 Menschen demonstrierten vor dem Rathaus und mit einer Menschenkette ums Theater für den Erhalt der WLB, selbst Prominente wie Fernsehkommissar Dietz-Werner ­„Bienzle“ Steck oder Intendanten-Legende August Everding versammelten sich unter dem gemeinsamen Motto „Die WLB muss bleiben“. Bernd Daferner erinnert sich: „Wir mussten damals blitzschnell handeln und hätten nie mit dieser Resonanz gerechnet. Das war die größte Solidaritätsaktion, die es je für ein deutsches Theater gab.“

Breite bürgerschaftliche Verankerung

Wenn OB Jürgen Zieger, der sich sofort an die Spitze der Bewegung gestellt hatte, zurückdenkt, fällt sein Urteil eindeutig aus: „Die Solidaritätsaktion vor zehn Jahren war notwendig, wichtig und richtig. Sie hat die besondere Bedeutung von kultureller Bildung als Pflichtaufgabe gerade auch in Esslingen unterstrichen. Und sie hat den besonderen Stellenwert der WLB im landesweiten kulturellen Netzwerk deutlich gemacht.“ Außerdem habe die Aktion die breite bürgerschaftliche Verankerung des Esslinger Theaters wesentlich befördert.

Auch nachdem der Erhalt der Württembergischen Landesbühne besiegelt war, bleiben viele der Theater-Enthusiasten um Bernd Daferner ihrer Liebe zum örtlichen Theater treu und gründeten den Verein der Freunde der WLB, der sich bis heute auf vielfältige Weise engagiert – und auf den Jürgen Zieger als Oberbürgermeister und Vorsitzender des Vorstandes der WLB weiterhin setzt: „Ich bin mir sicher, dass alle Freunde und Förderer unseres Theaters bei exisstentiellen Fragen auch heute genauso wirkungsvoll wieder für den Erhalt unseres Theaters kämpfen würden.“ Dass das so rasch nicht wieder nötig werden wird, hoffen Bernd Daferner und die rund 140 Vereinsmitglieder. Sie engagieren sich viel lieber dafür, „gegenüber der Öffentlichkeit auf die Bedeutung des Theaters hinzuweisen und für seine Belange einzutreten, den Kontakt zwischen Zuschauern und Theater herzustellen und Anlaufstelle für Wünsche und Anregungen gegenüber der WLB zu sein“. Dazu gehöre auch, das Theater bei dem schwierigen Spagat zu unterstützen, „neben guten und anspruchsvollen Inszenierungen auch ein bisschen Unterhaltung zu bieten“. Dass beides zu vereinbaren sei, hätten die vergangenen Jahre bewiesen, erklärt Bernd Daferner, der stolz darauf hinweist, dass die WLB seit der damaligen Solidaritätsaktion eine Million Zuschauer verbucht habe: „Das zeigt, dass man auf dem richtigen Kurs ist.“

Um die Arbeit der Landesbühne weiter zu fördern, hat der Verein in den vergangenen Jahren allerhand getan: Es gab mehr als 20 Theater-Talks mit Schauspielerinnen und Schauspielern, Probenbesuche und den einen oder anderen Blick hinter die Kulissen, Theaterreisen, Aktionen für das Kinder- und Jugendtheater, einen Abend mit Ursula Cantieni oder den Publikumspreis. All das und vieles mehr hat Bernd Daferner in seiner Einschätzung bestätigt: „Wenn man die Resonanz sieht, zeigt es sich deutlich, dass das Theater nach wie vor in ist“.

Viel Lob vom Intendanten

Ungeteilten Beifall gibt es von Intendant Manuel Soubeyrand: „Der Verein ist damals entstanden, um zu helfen, die größte Krise unseres Theaters abzuwenden. Auch heute finden wir dort Unterstützer und Begleiter unserer Arbeit. Aus meiner Sicht liegt die größte Bedeutung für unser Haus darin, dass die Freunde ein exzellenter Multiplikator in unserer Stadt sind. Für mich waren sie gerade in meiner ersten Spielzeit, wo mir manch kalter (Presse-)Wind um die Ohren wehte, immer auch ein Hort der Unterstützung, der Solidarität, des Mut- und Hoffnungmachens. Insofern schulden wir dem Verein Dankbarkeit und wünschen ihm, und dass die Gründe, die einst die Gründung hervor riefen, nie wiederkommen mögen.“

Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Eßlinger Zeitung
Artikel vom 28.01.2009 © Eßlinger Zeitung von Alexander Maier