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Mit der Not wächst der Widerstand

Eine besonders gelungene Theaterprobe des Stücks „Die Bauernoper“ erlebten die Vereinsmitglieder in der WLB.

Theaterprobe des Verein der Freunde der Württembergischen Landesbühne des Theaterstück "Die Bauernopfer"

B. Daferner stellt die Dramaturgin Michaela Stolte vor
Foto: Roland Geltz

Die Dramaturgin Michaela Stolte führte im Podium II engagiert in das Stück und seine historischen Zusammenhänge ein. Szenen aus dem schwäbischen Bauernkrieg im 15. Jahrhundert, direkt vor unserer Haustür. Die leibeigenen Bauern sind Eigentum der geistlichen oder weltlichen Feudalherren. Die Not wächst – und mit ihr der Widerstand: Die Bauern fordern die Abschaffung der Willkür, die Aufhebung der Leibeigenschaft, demokratische Rechte und eine bessere Verteilung des Eigentums. Endlich stehen die Geknechteten gegen ihre Peiniger auf. Ein Stück Heimatgeschichte und zugleich ein kritisches Spektakel.

Auf der großen Bühne folgten Proben einzelner Szenen. Ein partnerschaftlich-offener und gleichzeitig präziser Regiestil von Pavel Mikulastik, der weltweit renommiert, seine choreografischen Wurzeln nicht verbirgt. Faszinierend, wie die ausdrucksstarken Schauspieler in die Rolle der verzweifelten Bauern schlüpfen, geschunden – ohne Hoffnung, in ihrer Not zusammengeschweißt wie durch einen seidenen Faden. In seiner sympathisch-humorvollen Art, die eine große Übereinkunft mit dem Ensemble zeigt, band der Regisseur auch die Zuschauer ein. „Ist es so verständlich? Ist es laut genug?“

Und nebenbei noch Hintergrundinformationen zum Stück und den Instrumenten. So erfuhr man, dass Mikulastik bereits im Inszenierungsteam der Uraufführung der Bauernoper 1973 in Tübingen war, die auch ein Vereinsmitglied mit großer Begeisterung miterlebt hatte. Nach der Probe hatten Interessierte noch Gelegenheit mit der Dramaturgin offene Fragen zu besprechen und Anregungen einzubringen. Bernd Daferner vom Verein dankte Michaela Stolte und der WLB für diesen eindrucksvollen Blick hinter die Kulissen.

Das Mädchen von Esslingen und General Melac

Sehr gut besucht war bei bestem Sommerwetter die Theaterprobe zum WLB-Freilichtstück „Himmel und Hölle, dazwischen die Leut“, zu der der Verein eingeladen hatte.

Das Mädchen von Esslingen und General Melac

Das Mädchen von Esslingen und General Melac. Foto: Roland Geltz

Im Podium II führte der stückbegleitende Dramaturg Matthias Göttfert informativ und amüsant in das Stück und die Probenarbeiten ein. Es geschieht ja nicht alle Tage, dass die WLB ein historisches Spektakel mit Esslinger Hintergrund bietet: Ein sagenhaftes Spiel über General Melac und das Mädchen von Esslingen. Natürlich wollte man erfahren, wie aus dieser Sage im Rahmen einer Auftragsarbeit ein Theaterstück entstanden ist und wie das mit der Akquisition von Esslinger Statisten war.

Auf der Maille erwartete die Teilnehmer ein beeindruckendes Bühnenbild. Vor dem Mittleren Brückenhäuschen führt eine Treppe hinauf zu einer Ballustrade, die sich bestens ins historische Umfeld einfügt. So entsteht eine riesige Spielfläche, auf der bei der Probe der 1. Spielhälfte überall agiert wird. Mit ruhiger Hand dirigiert Regisseur Matthias Brenner die erstmals in den aufwendigen Kostümen probenden Schauspieler zu ihren Einsatzorten, erteilt präzise Anweisungen und bindet auch schauspielerische Vorschläge ein. Die phantasievollen Gesichtsmasken und Perücken lassen in einigen Fällen rätseln, welche Schauspieler sich dahinter verbergen. Bernd Daferner vom Verein dankte der WLB für diesen spannenden Blick hinter die Kulissen.