Wieder ein sehr interessanter Probenbesuch

Unser zweiter Probenbesuch in der laufenden Spielzeit galt „Antigone“ von Sophokles. Wolfgang Clauß konnte wieder viele Theaterfreunde willkommen heißen, die alle sehr gespannt auf die Probe waren. Einige hatten schon in der Schulzeit erstmals Berührung mit dieser Tragödie.

Anna Gubiani, die stückbegleitende Dramaturgin, führte die Besucher sehr gründlich, tief gehend und gleichzeitig sehr unterhaltsam in das griechische Theater und in das Stück ein. Sehr anschaulich war die Darstellung der Bauform des griechischen Theaters, des Platzes für die Aufführungen, bestehend aus der Orchestra und der Bühne, und des Zuschauerraums. Ebenso spannend war die Schilderung der Entstehung, Funktion und Bedeutung des Chors in der griechischen Tragödie. Und interessant war zu erfahren, dass die damaligen Zuschauer die Geschichte, die einem Stück zugrunde lag, in der Regel kannten, aber nun auf die jeweilige Auslegung sehr gespannt waren. Wunderbar war schließlich auch Anna Gubianis Erzählung der Vorgeschichte zu Antigone und des zur Problematik des Stücks führenden Geschehens.

Nach dieser tollen Vorbereitung erlebten wir im Schauspielhaus unter der Regie von Alexander Müller-Elmau eine sehr spannende Probenarbeit. Geprobt wurde die Szene mit dem heftigen Dialog zwischen Kreon und seinem Sohn Haimon, dem Verlobten Antigones, und die Szene mit dem anschließenden Auftritt Antigones. Äußerst beeindruckend war, mit welcher Sorgfalt und Gründlichkeit in den Szenen gearbeitet wurde.

Und für die Theaterfreunde war es wieder ein großartiger Probenabend.

SOUND FOR EUROPE im LIMA

Die gute Tradition des Vereins, einmal im Jahr eine andere Esslinger Kultureinrichtung zu besuchen, fand auch in diesem Jahr ihre Fortsetzung. Der Besuch galt dem kleinsten Theater der Region, dem LIMA, dem Literarischen Marionettentheater, im Herzen der Stadt. Wir entschieden uns für die Inszenierung „SOUND FOR EUROPE“. Das Interesse der Mitglieder war so groß, dass Andreas Weiner, der Leiter des Theaters, für uns erfreulicherweise zwei Vorstellungen an einem Abend anbot.

Zunächst führte Andreas Weiner sehr ausführlich und unterhaltsam in die interessante Geschichte des Gebäudes, in dem sich das Theater in einer mittelalterlichen Hauskapelle mit Kreuzrippengewölbe befindet, ein. Bei dem Gebäude handelt es sich um das ehemalige Zunfthaus der Schuhmacher. Danach schilderte er, wie es im Jahre 1984 zur Gründung des Theaters durch Wilhelm Praetorius, damals Schauspieler an der WLB, kam.

„SOUND FOR EUROPE“ ist die wunderbare Jubiläumsinszenierung zum 30-jährigen LIMA-Bestehen. Der 4. Satz der im Jahr 1824 uraufgeführten 9. Sinfonie Beethovens gibt hierbei den Takt vor, der Satz, in dem Beethoven Schillers 1785 verfasste Ode „An die Freude“ vertonte. Die Inszenierung beinhaltet eine Zeitreise durch die europäische Geschichte, macht die europäische Idee deutlich und ist auf der Suche nach der idealen Welt. Hauptakteure sind Schiller und Beethoven und Hauptthema ist die Vision von Freiheit und Gleichheit. Andreas Weiner führt die beiden Figuren meisterhaft und zu hören sind die von uns allen geschätzten Schauspieler*in Andrea Hörnke-Trieß (Voice Over), Martin Theuer (Beethoven) und Achim Hall (Schiller).

Im Anschluss an die herrliche Vorstellung nahmen die Besucher gern die Gelegenheit wahr, noch einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Und alle Teilnehmer waren vom Besuch im LIMA total begeistert.

LIMA: SOUND FOR EUROPE; Schiller und Beethoven. Foto: Thomas Dietz

Begleitung der WLB auf einem Abstecher

Es war ein sehr schöner Kulturausflug, den Natascha Richter, Beiratsmitglied des Vereins und Stadtarchivarin der Stadt Kornwestheim, für den Verein ganz hervorragend organisierte.

Johannes Ellrott, Kulturmanager der Stadt Kornwestheim, stellte uns zunächst sehr anschaulich und unterhaltsam das im Jahr 2013 eröffnete, gegenüber dem Rathausturm liegende Kultur- und Kongresszentrum, „Das K“, das kulturelle und gesellschaftliche Zentrum der Stadt, vor, berichtete über seine Entstehung auf dem ehemaligen Kinogelände „Koralle“ und über das breite Spektrum der dortigen Veranstaltungen. Danach führte er uns durch das sehr weitläufige Gebäude mit seiner modernen technischen Ausstattung und seinen multifunktionalen Räumen. Am beeindruckendsten sind – auch die Stadtbücherei befindet sich in dem Gebäude – der große Festsaal und der schöne Theatersaal mit seinen 420 Plätzen.

Dieser Theatersaal ist auch ein Gastspielort der WLB. So wurde am Vortag unseres Besuchs „Schtonk!“ aufgeführt. Und wir sahen uns – als Herzstück unserer Reise – eine Vorstellung der Jungen WLB an, „Bergkristall“ von Adalbert Stifter in einer Bühnenfassung von Christian Schönfelder. Es ist eine wunderbare, spannende und sehr schöne Bühneneffekte beinhaltende Inszenierung von Jan Müller, herrlich gespielt von Alessandra Bosch und Timo Beyerling.

Den Ausklang des kulturellen Ausflugs bildete ein Besuch zweier interessanter Ausstellungen im benachbarten Kleihues-Bau: „Luzia Simons – Naturgeschichten“, Blüten verschiedener Kontinente, vor allem in der Technik des Scannogramms, und „Farbenrausch. Die Natur des Spätimpressionisten Manfred Henninger“ mit vielen Variationen der Farbigkeit.

Es war wunderbar, darin waren sich alle Teilnehmer des Ausflugs einig, die WLB einmal auf einem Abstecher begleitet zu haben.

Foto: Johannes Ellrott

Welch eine tolle Matinee!

Von links: Marcus Grube, Markus Bartl, Christine Gnann, Wolfgang Clauß. Foto: Thomas Dietz

„Regisseur*innen im Gespräch“ lautete der Titel der von Wolfgang Clauß moderierten gemeinsamen Veranstaltung der WLB und des Vereins der Freunde der WLB im Podium 1 der WLB. Und im Gespräch waren Christine Gnann, Markus Bartl und Marcus Grube, von denen an der WLB wunderbare und sehr beeindruckende Inszenierungen zu sehen waren und zu sehen sind.

Sehr spannend waren die Schilderungen zur Entstehung eines Inszenierungskonzepts, zu den diesbezüglichen Vorüberlegungen – was interessiert die Regisseurin/den Regisseur an einem Stück, welche Aspekte sind ihr/ihm der heutigen Gesellschaft zu erzählen wichtig? –, und zur Frage, wie beweglich ein solches Konzept sein muss. Hochinteressantes erfuhr man zur wichtigen Zusammenarbeit einer Regisseurin/eines Regisseurs mit dem Regieteam, insbesondere mit der Ausstatterin/dem Ausstatter – wie weit gehen die diesbezüglichen Vorschläge der Regisseurin/des Regisseurs? – und mit der Dramaturgie als kritische Begleiterin, die eine wichtige Hilfestellung bei der Entwicklung des Konzepts gibt. Und dann schilderten Christine Gnann, Markus Bartl und Marcus Grube sehr anschaulich die Probenarbeit von der Konzeptionsprobe bis hin zur Generalprobe.

Sehr schön war, dass bei allen Themen immer wieder die konkreten Inszenierungen angesprochen wurden.

Die Matineebesucher erfuhren sehr viel über die Kunst der Regie, über den erforderlichen Ideenreichtum, über das ebenso erforderliche geschickte Händchen in der Zusammenarbeit mit den Schauspielerinnen und Schauspielern, über die Fähigkeit, Sicherheit auszustrahlen, zu motivieren und zu begeistern. Man hätte Christine Gnann, Markus Bartl und Marcus Grube, die über all die Punkte mit leichter Hand, herrlich erfrischend, und doch sehr tief gehend erzählten, noch lange zuhören können.

Ein sehr beeindruckender Probenbesuch

Nach dem großartigen Jubiläumsauftakt der WLB mit den ganz hervorragenden Premieren „Kabale und Liebe“, „Heisenberg“ sowie – Junge WLB – „Der Mäusesheriff“ (Lesekiste) und „Der goldne Topf“ hatten wir gleich zu Beginn der Spielzeit wieder einmal Gelegenheit, eine Theaterprobe zu besuchen. Es war ein Probenabend betreffend „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz in einer Bühnenfassung von Laura Tetzlaff.

Intendant Marcus Grube konnte sehr viele Vereinsmitglieder willkommen heißen. Zunächst bereitete er – bei dieser Produktion auch für die dramaturgische Betreuung verantwortlich – uns im mittleren Foyer der WLB ausgezeichnet auf die Probe vor. Er führte, zum Thema Gedächtnis und Vergangenheitsaufarbeitung etwas weiter ausholend, so anschaulich und sauber strukturiert in den 1968 erschienenen Roman und in die Inszenierung ein, dass schon allein der Auftakt ein großes Erlebnis war. Mit dieser sehr guten Vorbereitung ging es ins Schauspielhaus. Dort erlebten wir unter der Regie von Laura Tetzlaff eine spannende, schon weit vorangeschrittene Probenarbeit. Die Szenen waren sehr beeindruckend und berührend. Und so wurde bei einem anschließenden Nachgespräch mit Marcus Grube die Spannung der Besucher auf die Aufführung sehr deutlich.

Die Theaterpreise des Vereins wurden verliehen

Zu Beginn der WLB-Spielzeiteröffnung „Spaziergang durch den Spielplan“ wurden die Theaterpreise des Vereins für die vergangene Spielzeit verliehen. Wolfgang Clauß führte in Versen ein und machte darin deutlich, dass der Jury auch diesmal – es war bereits die zehnte Theaterpreisverleihung – angesichts der sehr starken Inszenierungen und des grandiosen, toll besetzten Ensembles die Entscheidungen nicht leicht gefallen seien.

Natascha Richter ehrte in der Preiskategorie „Schauspielerin“ Gesine Hannemann. Sie werfe sich immer mit Wucht in ihre Rollen, hinterlasse in jedem Stück einen bleibenden Eindruck, sprühe vor Energie und übertrage diese Energie auf das Publikum. Mit ihrem kraftvollen Spiel füge sie sich perfekt ins Ensemble ein. Sie könne mit enormer Wandlungsfähigkeit alles spielen, egal ob laut oder leise, forsch oder einfühlsam, jung oder alt, Mann oder Frau, Göre oder Dame. Zudem könne sie hervorragend singen, wie sie zum Beispiel in „Struwwelpeter“ unter Beweis gestellt habe. Dort wie auch in „Der Besuch der alten Dame“ habe sie auch ihr komisches Talent gezeigt. Aber das Wichtigste dabei sei, dass alle ihre Figuren authentisch blieben. Gesine Hannemann berühre besonders auch in ernsten Stücken, so wie in der zurückliegenden Spielzeit in „Die Nashörner“ oder in „Die barmherzigen Leut‘ von Martinsried“, wo sie eindrücklich die ältere Anna Baisch gespielt habe.

Thomas Dietz händigte in der Kategorie „Schauspieler“ den Preis Christian A. Koch aus. Der durch viele Film- und Fernsehproduktionen weit über Esslingen hinaus bekannte Schauspieler habe in dieser Spielzeit in fünf Inszenierungen großartige schauspielerische Leistungen gezeigt, in „Die Revolution ist großartig, alles andere ist Quark“ – dort spielte er Leo Jogiches -, in „Shockheaded Peter“ in sechs verschiedenen Rollen, in „Der Besuch der alten Dame“ – dort spielte er den Bürgermeister – und vor allem in „Von Mäusen und Menschen“ als George („we travel together“ – wo er so wunderbar und überzeugend die Linie fand, Lennie einerseits mit harter Hand anzufassen, andererseits aber zu ihm sehr liebevoll zu sein) und in „Ein ganzes Leben“, wo er Andreas Egger total glaubhaft trifft. Der Laudator hob zu Letzterem auch noch auf den wunderbaren Brief Eggers an Marie ab: „Vielleicht siehst Du die Sterne ja auch. Leider muss ich jetzt endigen. Ich schreibe nur langsam und hinter den Hügeln wird es schon hell. Dein Egger“.

Monika Wille überreichte Regisseur Christof Küster den Preis in der Kategorie „Inszenierung“ für die Produktion „Das Urteil von Nürnberg“. Sie hob darauf ab, dass das Thema des Stücks von Abby Mann angesichts der aktuellen politischen Lage in der Welt leider wieder an Tragweite gewonnen habe. Die Inszenierung sei hoch interessant und spannend, die schauspielerischen Leistungen – alle Schauspielerinnen und Schauspieler sind ständig stehend präsent, die Dialoge sind sprachlich großartig – seien hervorragend. Frank Chamiers Bühnenbild, eine graue, schiefe, mit Spalten und Senken stilisierte Trümmerlandschaft, sei ebenso überzeugend wie es seine zeitgemäßen nicht schwarzen, nicht weißen, sondern grauen Kostüme seien. Und berührend sei, wie durch diese Trümmerlandschaft Justitia mit verbundenen Augen wanke, teils schutzlos, fast ängstlich, schwankend, manipuliert, dann wieder rechtschaffend und gerade.

In der Preiskategorie „Kinder- und Jugendtheater“ fiel der Preis an das vierköpfige Theaterpädagogik-Team Barbara Brandhuber, Linda Kreissle, Tobias Metz und Margarita Rudenstein. Die Laudatorin Gabriele Alf-Dietz betonte, da die theaterpädagogische Arbeit mit Kindern und Schülerinnen und Schülern kein Selbstläufer sei, gehe an dieses Team ein besonderer Dank. Die Gesamtkonzeption der Theaterpädagogik sei schlüssig und durchdacht, die Preisträger würden mit dieser alle Altersgruppen von der Vorschule bis zum Oberstufenkurs Literatur und Theater am Gymnasium erreichen. Eine breit gestreute Information über die Arbeit an der WLB zur Inszenierung eines Stückes und zur Arbeit hinter der Bühne – beispielsweise die „Vor- und Nachbereitung eines Theaterbesuchs“ oder der „Blick hinter die Kulissen“ – ermögliche Schulklassen oftmals einen ersten Zugang zum Theater. Und besonders erwähnte die Laudatorin in diesem Zusammenhang den Kulturrucksack für die Klassenstufen 5 und 6, das Angebot der WLB und anderer Kultureinrichtungen in Esslingen, das einer breiten Schülerschaft dank der finanziellen Unterstützung durch die Stadt Esslingen kostenlos zur Verfügung stehe.

Ein sehr berührender Theaterabend

Traditionell lädt die WLB den Verein einmal im Jahr zu einem besonderen Theaterabend ein, dieses Mal zu „Ein ganzes Leben“. Das Interesse, nach der grandiosen Inszenierung von „Der Trafikant“ nun in der WLB einen weiteren, wunderbaren Roman von Robert Seethaler auf der Bühne zu sehen, war riesengroß.

Ein stiller Außenseiter kommt mit vier Jahren in ein Tal, in dem er dann nahezu sein ganzes, einfaches Leben, bepackt mit etlichen Schicksalsschlägen, verbringt, wo er auch seine große Liebe, den Höhepunkt seines Lebens,  kennenlernt, aber nach wenigen Monaten Marie durch ein Lawinenunglück wieder verliert. Doch auch danach geht Andreas Eggers Leben weiter, ein Leben, auf das er am Ende ohne zu hadern und, wie es im Roman heißt, „ohne Bedauern zurückblicken“ kann, „mit einem abgerissenen Lachen und einem einzigen, großen Staunen“. Welch eine unglaublich schöne Feststellung.

Regisseur Klaus Hemmerle hat diese Lebensgeschichte meisterhaft inszeniert, sie wird von Christian Koch – Andreas Egger total glaubhaft treffend –, Cathrin Zellmer und Wolfram Karrer großartig, überzeugend und ohne in eine sentimentale Stimmung zu gleiten erzählt und gespielt, wobei Wolfram Karrers Musik auf dem Akkordeon und Cathrin Zellmers Flötenspiel Eggers Leben auf der von Katrin Busching genial gestalteten Bühne herrlich passend ergänzen.

Das Publikum war in einer kaum zu beschreibenden Weise berührt und tief beeindruckt. Nach lang anhaltendem Beifall fand der Theaterabend einen wunderschönen Ausklang im Theatercafé bei Gesprächen mit Christian Koch, Cathrin Zellmer und Wolfram Karrer.

 

Wieder ein sehr schöner Abend mit Friedrich Schirmer

Bei der gut besuchten Mitgliederversammlung des Vereins betonte Wolfgang Clauß als 1. Vorsitzender zunächst, sich derzeit über das wunderbare, rundum faszinierende Theater WLB mit seinem großartigen Ensemble zu äußern heiße, sich in ständigen Superlativen zu bewegen, was vor allem Intendant Friedrich Schirmer und Chefdramaturg Marcus Grube zu verdanken sei.

Er berichtete über die durchgeführten Veranstaltungen, Besuche von Theaterproben, einen gemeinsamen Theaterabend, Theaterpreisverleihungen, Matineen mit der Dramaturgie und Bühnenbildnern, eine Dichterbegegnung und Besuche anderer Esslinger Kultureinrichtungen, und gab einen Ausblick auf das Jubiläumsjahr 100 Jahre WLB und 20 Jahre Theaterverein und die diesbezüglichen Aktivitäten des Vereins.

Schatzmeister Erich Saam erstattete den Kassenbericht, Otto Blumenstock trug als Kassenprüfer den Prüfbericht vor und empfahl die Entlastung des Schatzmeisters und des gesamten Vorstands, was antragsgemäß erfolgte. Wolfgang Clauß dankte Erich Saam, der aus altersbedingten Gründen nicht mehr für ein Vorstandsamt kandidierte, für seine jahrelange, vielfache Tätigkeit im Vorstand und die ausgezeichnete Ausübung der Ämter.

Unter der Wahlleitung von Roland Geltz wurde folgender Vorstand gewählt: Dr. Wolfgang Clauß als 1. Vorsitzender, Bernd Daferner und Christa Müller als seine Stellvertreter und ferner Dr. Thomas Dietz, Barbara-Braun-Nickel und Ulrike Jahn-Sauner.

Höhepunkt des Abends war wieder einmal ein Gespräch mit Intendant Friedrich Schirmer. Die Theaterfreunde erfuhren von Friedrich Schirmer u. a., wie es zu seiner ersten und zweiten Intendanz kam, weshalb es ihm so wichtig war, Marcus Grube als Chefdramaturgen zu gewinnen, und weshalb ihm ebenso wichtig war, dass seine Idee von der bevorstehenden Doppelspitze zusammen mit Marcus Grube Anklang fand. Spannend war die anschauliche Schilderung der Zusammenstellung seines Ensembles, das auch altersmäßig so gut besetzt sei, dass jede Rolle glaubhaft gespielt werden könne. Im weiteren Verlauf ging Friedrich Schirmer auf die bevorstehendeJubiläumsspielzeit, insbesondere auf die beiden Eröffnungswochenenden ein. Auch das Theatergebäude der WLB und seine Entstehung nach dem Abriss der alten Theaterscheuer – Vereinsmitglied Dr. Dieter Deuschle schilderte hierzu auf heitere Weise, welche Hindernisse es zu überwinden gab – war ein Thema und Friedrich Schirmer brachte am Ende des Gesprächs deutlich zum Ausdruck, wie sehr er die tolle Atmosphäre des Gebäudes schätze und wie wohl er sich in Esslingen fühle. Gern hätte man Friedrich Schirmer noch viel länger zugehört.

 

 

 

 

 

Herr Kapellmeister, bitte

Einmal im Jahr lädt der Verein seine Mitglieder zu einem Besuch einer anderen Esslinger Kultureinrichtung ein. Das machte auch diesmal neugierig, denn Wolfgang Clauß konnte ein bis auf den letzten Platz besetztes Haus begrüßen, als er in Entenmanns Keller – seit einem Jahr am Rathausplatz – die Idee „Kultur im Keller“ und das aufs Schönste renovierte 800 Jahre alte Gewölbe vorstellte. Hier finden Konzerte von Jazz bis Klassik, Lesungen u. v. a. statt.

 

Bei dieser, vom Verein organisierten Veranstaltung gab’s einen „Wiener Liederabend“ mit kleinen leiblichen Genüssen. Bernd Daferner stellte mit dem Duo Hiby/Polacek keine Unbekannten vor. Gerhard Polacek, in Wien aufgewachsen, ist als Schauspieler, Regisseur und Sänger seit über 30 Jahren in Esslingen aktiv und Reiner Hiby, Opernsänger und Pianist, wirkt seit über einem Vierteljahrhundert auch in diesem Duo mit. Wer Polacek kennt, hatte gewiss nicht „Wien, Wien nur Du allein“ erwartet, sondern diesen Abend, an dem singend und musizierend, plaudernd und rezitierend zwischen den Höhen und Tiefen der Wiener Seele geschwankt wurde.

Und wenn nach Polaceks „Herr Kapellmeister, bitte“ Hiby in die Tasten griff, war’s, als wenn sich der Stephansdom nach Esslingen verneigte. Eingestreute Geschichten zeigten z. B., wie leicht es für einen Amerikaner ist, eine ganze Trambahnbesatzung durcheinander zu bringen, wenn man fragt, wo man wieder aussteigen muss. Dem Publikum gefiel’s und es ging nach langem Applaus mit dem Gefühl nach Hause, dass nicht jeder Österreicher eine Reblaus sein will und Wiener zu sein ein schweres, aber schönes Schicksal ist.

 

Das Bühnenbild als Teil der Faszination Theater

Das war eine wunderschöne Matinee im Podium 2 der WLB! Bühnenbildnerin Marion Eisele und Bühnenbildner und Regisseur Marcel Keller gaben in einer von Wolfgang Clauß moderierten gemeinsamen Veranstaltung der WLB und des Vereins der Freunde der WLB herrliche Einblicke in die Entstehung von Bühnenbildern, insbesondere von ihren Bühnenbildern, die an der WLB zu sehen sind bzw. in den letzten Spielzeiten zu sehen waren.

Es war ein Genuss, den beiden Künstlern zuzuhören. Das fing schon bei den Erzählungen, wie eine Idee für ein Bühnenbild entsteht, beispielsweise wie es zu den Entwürfen der Bühnenbilder „Hiob“ und „Frau Emma kämpft im Hinterland“ (Marion Eisele) sowie „Der Freischütz“ und „Der fliegende Holländer“ (Marcel Keller) kam, an. Spannend war dann, über das Zusammenspiel Bühnenbildner/in mit Regisseur/in in der Entwurfsphase zu erfahren. Sehr interessant war auch die Schilderung der Umsetzung der Entwürfe, nämlich die Vorstellung der Zeichnungen und Modelle gegenüber der Technischen Abteilung, die sogenannte Bauprobe, die Erstellung technischer Zeichnungen für die Werkstätten und der Tag der technischen Einrichtung, der Tag, an dem das Bühnenbild in seiner Vollkommenheit steht. Und die Matineebesucher erfuhren Näheres über die häufige Konstellation, in welcher der/die Bühnenbildner/in auch für die Kostüme zuständig ist, oder, wie häufig bei Marcel Keller, sich Regie und Bühnenbild in Personalunion befinden. Selbstverständlich kamen neben vielen künstlerischen Aspekten auch Fragen der Statik eines Bühnenbilds, insbesondere bei mehreren Ebenen, und die Sicherheit für die Schauspieler auf der Bühne überhaupt zur Sprache. Vergessen wurde auch nicht, auf den Reiz, aber auch auf die Herausforderungen bei einem Bühnenbild einer Freilichtinszenierung einzugehen.

Dass man als Bühnenbildner/in viele Fähigkeiten benötigt, betreffend Zeichnen und Malen, Kreativität, räumliches Vorstellungsvermögen, handwerkliches Verständnis, Teamfähigkeit und eine Kenntnis betreffend alle Bereiche des Theaters, wurde den Matineebesuchern rasch klar. Und es machte großen Spaß, Marion Eiseles und Marcel Kellers fundierten und gleichermaßen erfrischenden und auch heiteren Ausführungen in einer sehr feinen Veranstaltung zu lauschen.

 


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